Khunchom

Bowie entdeckt Bowie, so könnte das Motto lauten. Nachdem er jahrzehntelang die Spitze der Trends darstellte (man verzeiht im sogar die Disco-Tanzhits "Let's dance" und "China Girl", weil eben keiner besser schmalzen konnte als Bowie), kehrt Bowie mit dem 2002er Album "Heathen" und insbesondere mit dem 2003er "Reality" zurück zu seinen Wurzeln. Und wer weiß, vielleicht ist auch dies der Beginn eines neuen Trends?
Reality ist für mich ein hervorragendes Album, weil es zeigt, wie sehr Bowie Herr über seine Musik ist. Während viele Altstars nichts anderes mehr tun können, als ihre ehemaligen Hits auf Stadtfesten vorzutragen, erfindet sich Bowie mit mehr als 50 Jahren noch einmal neu.
Der neue Bowie ist der alte Bowie: auf zahlreichen Stücken des neuen Albums erkennt man frühere Vorbilder wieder, doch ist er von deutlicher Altersweisheit und Selbstironie geprägt (Er zelebriert beispielsweise den Uralt-Hit "Never get old" mit süffisantem Grinsen in der Stimme... nicht zu sehen, aber hörbar). Auch "New Killer Star" und "Bring me the Disco King" zeigen Bowies Selbstverständnis. Sein Trip in die Vergangenheit wird begleitet von zahlreichen Weggefährten, wie beispielsweise dem Gitarristen Earl Slick, der schon 1974 mit Bowie auf Tournee war.

Fazit: Ein tolles Album mit einigen modernen, mitreißenden Liedern. Übertroffen wird dies nur durch Bowies Live-Performance (ich habe ein Konzert seiner "A Reality Tour" besucht), bei der er neues und altes ganz selbstverständlich mischt und mit fast kindlicher Freude vorträgt.

Wertung: 9 / 10 Punkten